Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg sind Millionen von Menschen auf der Flucht und somit die berufliche Integration von Geflüchteten ein wesentlicher Bestandteil auf dem Arbeitsmarkt. Zugewanderte bieten auch für unsere Region die Chance, dem eklatanten Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Sie helfen ansässigen Unternehmen, freie Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu besetzen und werden von vielen Mitarbeitenden als Bereicherung ihres Teams wahrgenommen.
Offener Zugang zum Arbeitsmarkt
Anders als Asylsuchende erhalten geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer allerdings sofort Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt. Damit perspektivisch eine erfolgreiche Eingliederung stattfinden kann, benötigen die Unternehmen gute und verbindliche Voraussetzungen. Dazu gehören vor allem eine unbürokratische Willkommenskultur, feste Ansprechpartner in den Behörden und ein schneller Zugang zum Spracherwerb für ukrainische Geflüchtete.
Netzwerke nutzen
In den letzten Jahren haben sich bereits viele Betriebe im „NETZWERK Unternehmen integrieren Flüchtlinge“ (www.nuif.de) für die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Fluchthintergrund eingesetzt und wertvolles Wissen im Umgang mit bürokratischen und sprachlichen Hürden gesammelt. Im März 2016 vom Bundeswirtschaftsministerium sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag gegründet, ist es der bundesweit größte Zusammenschluss von Unternehmen, die sich für die Beschäftigung von Geflüchteten engagieren. Viele der etwa 2500 Mitgliedsfirmen sind kleine und mittelgroße Unternehmen. Das Netzwerk arbeitet sowohl auf Bundes als auch auf regionaler Ebene mit verschiedenen Akteuren
sowie Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern zusammen.
Um das bundesweite Angebot für junge Zugewanderte auf Landesebene zu erweitern und den Eintritt für die jungen Menschen in die Arbeitswelt zu erleichtern, hat das Land Niedersachsen die bestehenden Fördermöglichkeiten ausgebaut und das Projekt SPRINT ins Leben gerufen.
Sprachbarrieren überbrücken
Die Verständigung ist das A und O in Ausbildung und Beruf. Daher hat der Erwerb der deutschen Sprache Priorität. Für eine gelingende Integration sind aber auch das Erkennen von Kompetenzen und Potenzialen von Flüchtlingen maßgeblich.
Neben Beratungsangeboten der Bundesagentur für Arbeit stehen die Jugendmigrationsdienste (JMD) insbesondere jungen Geflüchteten und ihren Familien durch Online und persönliche Beratung in verschiedenen Sprachen an etwas 500 Standorten zur Verfügung (www.jmd4you.de). Im Weser-Ems-Gebiet sind Anlaufstellen in Oldenburg, Cloppenburg, Wilhelmshaven, Brake, Delmenhorst sowie Aurich, Emden und Leer.
Über die Karte des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) lassen sich Beratungsstellen für Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE) finden (bamf-navi.bamf.de).
Die Hilfe für Flüchtlinge mit politischem Hintergrund ist unbestritten. Auch während der Corona-Pandemie zeigte sich einmal mehr, wie sehr Deutschland und seine Unternehmen von Einwanderung profitieren. Viele Beschäftigte mit Einwanderungsgeschichte sind in Bereichen tätig, die für unsere Gesellschaft von zentraler Bedeutung sind – im Gesundheitswesen, in Pflegeheimen, im Handel, in der Logistik oder im Nahverkehr. Für viele Betriebe, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, wird es auch auf Grund des demografischen Wandels immer schwerer, ihre offenen Ausbildungsstellen zu besetzen. Gleichzeitig sind mehr als die Hälfte der Zugewanderten jünger als 25 Jahre. Wenn es gelingt, sie mit zielorientierten Bildungsangeboten fit für die Ausbildung zu machen, können sie die Fachkräfte von morgen sein.